Ebert

Ebert
Ebert,
 
1) Albert, Maler und Grafiker, * Halle (Saale) 26. 4. 1906, ✝ ebenda 21. 8. 1976; Autodidakt; wurde besonders durch seine meist kleinformatigen, naiv-realistische Ölbilder von hohem koloristischem Reichtum bekannt, in denen er mit unbekümmerter Sicht den Alltag poetisch-fantasievoll schilderte.
 
Werk: Wie ein Leben gemalt wird (1974).
 
 2) Carl Anton, amerikanischer Theaterintendant und Regisseur deutscher Herkunft, * Berlin 20. 2. 1887, ✝ Santa Monica (Kalifornien) 14. 5. 1980; begann seine Laufbahn als Schauspieler, war 1927-31 Intendant in Darmstadt und 1931-33 (entlassen) an der Städtischen Oper Berlin, emigrierte 1933 nach Großbritannien und gründete mit F. Busch und R. Bing (unterstützt von dem Mäzen John Christie) 1934 das Glyndebourne Festival (1934-39 künstlerischer Leiter); danach Gründer und (bis 1947) Leiter der Staatlichen Opern- und Schauspielschule und des Türkischen Nationaltheaters in Ankara. 1948-54 lehrte er in Los Angeles (1950-61 auch künstlerischer Leiter der dortigen Guild Opera Company). 1954-61 war er Intendant der Städtischen Oper Berlin (West). Ebert, der besonders um die zeitgenössische Oper bemüht war, gehörte zu den stilbildenden Opernregisseuren seiner Zeit.
 
 3) Friedrich, Politiker, * Heidelberg 4. 2. 1871, ✝ Berlin 28. 2. 1925; ursprünglich Sattler, schloss sich 1889 der Sozialdemokratie an. 1893 wurde er Redakteur der sozialdemokratischen »Bremer Bürgerzeitung«, 1900 Mitglied der Bremer Bürgerschaft und dort zugleich Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion. Als Sekretär des Parteivorstandes der SPD (1905-13) in Berlin setzte er sich für eine enge Zusammenarbeit seiner Partei mit den Gewerkschaften ein und verfolgte innerparteilich eine auf Ausgleich bedachte Linie. Nach dem Tod A. Bebels (1913) wurde er neben H. Haase Vorsitzender der SPD; 1912-18 war er Mitglied des Reichstags.
 
Im Ersten Weltkrieg stieg Ebert zum maßgeblichen Politiker der SPD auf. Nach dem Rücktritt Haases war er alleiniger Vorsitzender der SPD (1915-19) und (mit P. Scheidemann) Vorsitzender ihrer Reichstagsfraktion (1916-18); 1918 war er zugleich Vorsitzender des parlamentarischen Hauptausschusses. Innenpolitisch setzte er sich für die Politik des »Burgfriedens« (das heißt besonders die Einstellung parteipolitischer Auseinandersetzungen angesichts des Krieges) und für innere Reformen ein. Außenpolitisch wandte er sich gegen Annexionen und sprach sich für einen Verständigungsfrieden aus. An der Ausarbeitung der Friedensresolution des Reichstags (3. 10. 1917 hatte er wesentlichen Anteil. Beim Munitionsarbeiterstreik im Januar 1918 bemühte er sich um einen Ausgleich.
 
Am 9. 11. 1918 übergab Reichskanzler Prinz Max von Baden Ebert sein Amt (Novemberrevolution). Nach Ausrufung der Republik am selben Tag übernahm er am 10. 11. 1918 mit Haase den Vorsitz im Rat der Volksbeauftragten. Ebert betrachtete sich als Treuhänder des Deutschen Reiches und seiner Einheit; in diesem Sinne wirkte er besonders auf die Einberufung einer Nationalversammlung hin, die die grundlegenden verfassungs- und gesellschaftspolitischen Entscheidungen treffen sollte. Gestützt auf den Ebert-Groener-Pakt, bekämpfte er unter Bruch v. a. mit der USPD Umsturzversuche der radikalen Linken zur Aufrichtung eines Rätesystems in Deutschland. Er wurde deshalb von dieser Seite des Verrats an der Arbeiterschaft bezichtigt. Nachdem die Weimarer Nationalversammlung Ebert am 11. 2. 1919 zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt hatte, verlängerte der Reichstag unter Verzicht auf die in der Weimarer Reichsverfassung vorgesehene Wahl des Reichspräsidenten durch das Volk am 27. 10. 1922 mit verfassungsändernder Mehrheit die Amtszeit Eberts bis zum 30. 6. 1925. Ebert bemühte sich in seinem Amt um überparteiliche Neutralität und Vermittlung zwischen den innenpolitischen Gegensätzen. Er trug damit wesentlich zur Überwindung der innenpolitischen Krisen der Anfangsjahre der Weimarer Republik bei. Bei der Verteidigung der demokratischen Republik gegen rechts- und linksradikale Umsturzversuche machte er von seinen Rechten als Präsident verfassungsgemäßen Gebrauch. Wegen seiner Haltung beim Munitionsarbeiterstreik von der republikfeindlichen Rechten des Landesverrats beschuldigt, strengte Ebert gegen einen Zeitungsredakteur einen Beleidigungsprozess (Magdeburg, 1924) an; im Urteilsspruch wurde der Beklagte zwar der Beleidigung für schuldig befunden, aber der Vorwurf des Landesverrats aus formalen Gründen aufrechterhalten. Ebert starb bald darauf unerwartet an den Folgen einer Operation.
 
Ausgabe: Schriften, Aufzeichnungen, Reden, herausgegeben von F. Ebert junior, 2 Bände (1926).
 
 
W. Besson: F. E. Verdienst u. Grenze (1963);
 W. Maser: F. E., der erste dt. Reichs-Präs. (1987);
 P.-C. Witt: F. E. Parteiführer, Reichskanzler, Volksbeauftragter, Reichspräsident (1987).
 
 4) Friedrich Adolf, Bibliothekar, * Taucha 9. 7. 1791, ✝ Dresden 13. 11. 1834; wirkte in Dresden und Wolfenbüttel; Arbeiten auf den Gebieten der Bibliothekswissenschaft, Bibliographie und Handschriftenkunde.
 
Werke: Die Bildung des Bibliothekars (1820); Allgemeines bibliographisches Lexicon, 2 Bände (1819-30); Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden (1822); Handschriftenkunde, 2 Bände (1827).
 
 5) Johann Arnold, Schriftsteller, * Hamburg 8. 2. 1723, ✝ Braunschweig 19. 3. 1795; gehörte den »Bremer Beiträgern« an, war mit F. G. Klopstock (Ode »An Ebert«), später, als Lehrer am Collegium Carolinum in Braunschweig, mit G. E. Lessing befreundet.
 
Ausgabe: Episteln und vermischte Gedichte, 2 Teile (1789-95).

Universal-Lexikon. 2012.

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